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Und wieder war alles zu
Marius Portmann 02.03.2021 Deutschland
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Marius Portmann 02.03.2021 Deutschland
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Ein Besuch in der Einkaufsstrasse von München an einem Feiertag
Pünktlich um 12:30 sind wir aus Bratislava in München angekommen. Nach vier produktiven Stunden im Railjet freuten wir uns auf einen Stadtbummel mit Museumsbesuchen und ein bisschen Shopping. Doch zuerst zog es uns zum wohl bekanntesten Döner Deutschlands:
Das Berliner Kult Lokal Mustafas Gemüse Kebap ist nun auch in München mit einer Filiale vertreten. Und der Ableger in Süddeutschland kann mit dem Berliner Original fast in allen Punkten mithalten. Das Einzige was fehlt, ist die riesige Schlange vor dem Stand, in welcher man gerne mal über eine Stunde wartet, um kurz bevor man dran ist zu hören, dass jetzt leider ausverkauft sei.
Beim Essen in der Fussgängerzone zwischen dem Stachus und dem zentralgelegenen Marienplatz merkten wir, dass irgendetwas an diesem Samstag anders sein muss. Wo sonst gelangweilte Kinder auf der Einkaufstour um einen Ballon von einem Mensch im Löwenkostüm quengeln oder die Shopping-Queens vor den nicht gerade wenigen Luxusboutiquen ihre Pelzmäntel spazieren laufen, herrschte Leere in den Gassen und in den Läden Ordnung bei abgedunkeltem Licht. Alles hatte geschlossen.
Ein Blick ins Internet teilte uns mit, dass heute, am 3. Oktober der Tag der deutschen Einheit gefeiert wird. Es hatten also nicht alle verschlafen. Es war Feiertag. Und so wurde die Diskussion, ob wir nun das Kunstmuseum oder das Biermuseum anschauen wollten, hinfällig. Nicht schon wieder!
Immerhin bin ich ein Routinier
Die Situation, dass Deutschland gerade wegen einem Feiertag zuhause bleibt, ist mir nicht neu. Schon bei den Deutschlandreisen an den Feiertagen internationalen Tag der Frau in Berlin oder am Tag der Heiligen Drei Könige in Stuttgart musste das Programm rasch umgestellt werden.
Es zog deshalb uns ins Grüne. Der gigantische Englische Garten erstreckt sich über 5 Kilometer vom Rand der Innenstadt bis weit in die Vororte der bayrischen Hauptstadt. Die Münchnerinnen und Münchner nutzen den Park als Ausstieg aus dem Alltag, für eine Joggingrunde, Yoga, Pedalofahren, dem Hund zuzuschauen, wie er das Stöckchen zurückbringt, nur damit er dasselbe gleich nochmal machen kann oder auch für eine Brezel im Restaurant beim Chinesischen Turm.
Ganz am Ende der von Menschen kreierten Natursimulation mit dem piekfeinen Rasen, entdeckten wir auch die Menschenmenge, die wir eigentlich in der Fussgängerzone erwarteten.
Nächstes Mal schicken wir Austin
Die Eisbachwellen scheinen etwas ganz besonderes für München zu sein. Das erkläre ich mir dadurch, dass sicher 50 Menschen ungeachtet von Abstandsregeln den waghalsigen Surferinnen und Surfern zuschauten, wie sie sich über die ca. 10 Meter langen Welle hin und her gleiten liessen, um dann mehr oder minder freiwillig in den Fluten der wahrscheinlich recht kalten Isar unterzutauchen.
Für mich war die Sache aus Zuschauersicht recht unterhaltsam. Selber den Neopren montieren, Brett an den Fuss schnallen und für das Publikum den Surferboy zu spielen, hätte dann doch eher in einer Blamage geendet. Sollte mal einer aus dem Team von SimpleTrain den Münchner zeigen, wie man richtig die Wellen nimmt, dann doch eher unser Profikajaker und Bretagne-Stammgast Austin. Bevor wir noch auf dumme Gedanken kamen, machten wir uns auf den Weg in ein Café.
Man muss ja nicht immer etwas kaufen
Fündig wurden an einem auf der Offline-Karten-App recht interessant aussehenden Strassenzug beim Viktualienmarkt. Wir entscheiden uns für die Konditorei Wiener, einem altehrwürdigen, richtig deutschen Kaffeehaus.Es schien, als ob das Interieur, das Personal und das Angebot seit den 70er Jahren nicht mehr aufgefrischt wurde. Genau diesen Charme passte allerdings perfekt zu einer Leserunde zu einer Torte, bei welcher man sich fragen muss, ob man im Rezept nicht ein Null zu viel bei der Buttermenge hingeschrieben hat.
Gelesen wurde von Beiden dasselbe Buch. Was viele nicht wissen: Es schaut ein wenig gewöhnungsbedürftig aus, wenn von zwei Personen an einem Tisch das gleiche Buch gelesen wird. Für das Buch, «Alles könnte anders sein» vom Zukunftsforscher Harald Welzer darf man aber gut und gerne einmal eine Ausnahme machen.
Welzer kritisiert in seinem Buch den in der westlichen Gesellschaft vorkommenden Überkonsum und dem Drang, immer noch neuere und bessere Produkte kaufen zu müssen. Diese Gedanken zeigten uns auch auf, dass ein Shoppingtag eventuell auch gar nicht allzu nötig gewesen wäre und man in München auch an einem Feiertag einiges unternehmen kann. Nächstes Mal werde ich aber vor der Reiseplanung den Kalender trotzdem wieder etwas genauer anschauen.
Über den Autor
Marius Portmann
Ist schon von Sizilien bis an den Polarkreis mit dem Zug gereist. Speisewagen mit frischer Küche oder Schlafwagen mit offenem Fenster sind ihm viel lieber, als möglichst schnell von A nach B zu kommen.
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